Neocortex, Archicortex, Paleocortex, Isocortex, Allocortex – alles Cortex oder was?

 

Cortex heißt schlichtweg Rinde und bezeichnet damit erst einmal – salopp gesagt - alles, was außen rum ist. Dabei können aber verschiedene Arten von Cortex entweder aufgrund unterschiedlichen Aufbaus oder aber aufgrund ihres entwicklungsgeschichtlichen Alters unterschieden werden. So heißt Neocortex nichts anderes als „neuer Cortex“ im Gegensatz zum Archicortex, „alter Cortex“, und Paleocortex, „ganz alter Cortex“. Aufgrund des Aufbaus kann man den Neocortex, den neuen Cortex, auch als Isocortex, „gleichförmigen Cortex“, bezeichnen und so gegen den Allocortex, den „anderen Cortex“, der aus Archi- und Paleocortex besteht, abgrenzen. Noch einmal zur Übersicht:

 

  • Isocortex (gleichförmiger Cortex)

           = Neocortex (neuer Cortex)

 

  • Allocortex (anderer Cortex)

           = Archicortex (alter Cortex) + Paleocortex (ganz alter Cortex)

 

Der Isocortex heißt gleichförmiger Cortex, da er über alle Rindengebiete hinweg eine typische Laminierung bestehend aus sechs Schichten aufweist.

 

Abb. 6.1.1: Mikroskopische Aufnahme des Neocortex (der Ratte bei 20facher Vergrößerung einer Nissl-Färbung (Zellkörperfärbung))
  • Lamina I – Molekularschicht: Fortsätze tiefer liegender Neurone, kaum Zellkörper
  • Lamina II – äußere Körnerzellschicht: überwiegend kleine, sehr dicht gepackte Pyramidenzellen (Eindruck von Körnern)

  • Lamina III – äußere Pyramidenschicht: große Pyramidenzellen, die nach innen hin immer größer werden und vor allem Verbindungen zu anderen Cortexbereichen herstellen.

  • Lamina IV – innere Körnerzellschicht: überwiegend kleine, dicht gepackte Pyramidenzellen; hier enden die meisten Eingänge zum Cortex. Dementsprechend ist diese Schicht in der somatosensorischen Rinde am dicksten (siehe Abb. 5.1.1) und in der motorischen am schmalsten. Hier befinden sich auch die meisten anderen Nervenzelltypen (z.B. hemmende Interneurone).

  • Lamina V – innere Pyramidenschicht: größte Pyramidenzellen des Cortex; hauptsächlich Efferenzen => Hauptausgangsstation des Cortex. Dementsprechend ist diese Schicht in der motorischen Rinde am dicksten, in der somatosensorischen am schmalsten (Abb. 5.1.1).

  • Lamina VI – multiforme Schicht: keine scharfe Grenze zum darunter liegenden Marklager; viele unterschiedliche Zellen



Pyramidenzelle, Pyramide Abb. 6.1.2: Pyramidenzelle. Durch die Vielzahl kleiner Dornen wirken die Dendriten rau und narbig, das Axon ist glatt.

 

Pyramidenzellen sind mit 85% die häufigsten Zellen der Großhirnrinde. Ihr Zellkörper ist dreieckig und weist mit der Spitze nach oben, so dass dieser Zelltyp zu seinem Namen Pyramidenzelle kam. Der Hauptdendrit ragt senkrecht nach oben, weitere kleinere, basale Dendriten aber auch in tiefere Schichten. Die Dendriten tragen kleine Dornen, an denen die synaptischen Kontakte gebildet werden. Das Axon wird von der Basis aus senkrecht nach unten gesandt. Pyramidenzellen verwenden hauptsächlich den Neurotransmitter Glutamat, sind also erregend.



 

Der Allocortex weist im Gegensatz zum Isocortex nur drei, manchmal sogar nur zwei Schichten auf. Dies trifft vor allem auf entwicklungsgeschichtlich sehr alte Regionen des Cortex wie die hippocampale Formation (Archicortex) und das Riechhirn (Paleocortex) zu.



Abb. 6.1.3: Mikroskopische Aufnahme des Allocortex (Gyrus dentatus der Ratte in 100facher Vergrößerung einer Nissl-Färbung (Zellkörperfärbung))
  • Molekularschicht (Mo): kaum Zellen, hauptsächlich eingehende Nervenfasern

  • Pyramidenschicht/Körnerzellschicht (KZ): je nach Region Vorkommen von Pyramiden (Hippocampus, Riechhirn) oder Körnerzellen (Gyrus dentatus).

  • Multiforme Schicht (Mf): Interneurone und ausgehende sowie lokale Faserverbindungen





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