Der Allocortex - Hippocampus und Riechhirn

 

Dass der Hippocampus als Archicortex bezeichnet wird, sagt schon aus, dass er ein entwicklungsgeschichtlich sehr alter Cortexbereich ist. Im Zuge der Zunahme des Neocortex wurde er immer weiter nach Innen gedrängt und aufgeschoben, so dass seine Rindenbereiche heute wie bei einer Biskuitrolle zusammengerollt sind. Die Funktionen des Hippocampus wurden bereits ausführlich im Rahmen des limbischen Systems besprochen. Der Hippocampus, der eigentlich richtiger als hippocampale Formation bezeichnet werden sollte, besteht aus zwei unterschiedlichen Cortexbereichen, dem Gyrus dentatus und dem Hippocampus proper, Subiculum. Beide weisen zwar die für den Archicortex typische dreischichtige Struktur auf, unterscheiden sich aber im Typ der Zellen. Die „Zellschicht“ des Gyrus dentatus wird nicht als Pyramiden- sondern als Körnerzellschicht bezeichnet, da hier ganz eng gepackt kleine, runde Zellen liegen (vgl. Abb. 5.1.3). Hippocampus proper und Subiculum weisen hingegen in dieser Schicht typische Pyramiden auf (vgl. Abb. 5.1.1 und 5.1.2)

 

Das Riechhirn, der olfaktorische Cortex oder Rhinencephalon, liegt oberhalb der Augenhöhlen. Dieser Cortexbereich, der der Wahrnehmung und Verarbeitung von Gerüchen dient, ist beim Menschen lang nach Form ausgezogen und im Gegensatz zu anderen Säugetieren in seiner Zellzahl stark reduziert. Nicht zuletzt deswegen wurde er von Anatomen lange Zeit als Nerv angesehen und wird auch heute noch als erster Hirnnerv (Nervus olfactorius) bezeichnet, obwohl längst klar ist, dass es sich nicht um einen Nerven sondern um ein Cortexareal handelt.



Riechhirn, Rhinencephalon, Riechkolben, olfaktorischer Cortex, Bulbus olfactorius Abb. 6.4.1: Das Riechhirn im Vergleich zwischen Mensch und Hund

Im Vergleich zum Rest des Cortex ist das Riechhirn beim Menschen sehr klein. Dies macht die geringe Bedeutung des Riechsinns für den Menschen deutlich. Im Gegensatz dazu ist das Riechhirn im Vergleich zum Rest des Gehirns beim Hund sehr groß. Bekannterweise ist das Riechen für Hunde ein sehr wichtiger Sinn.

 

 

Der olfaktorische Cortex gehört ebenfalls zum Allocortex und ist dreischichtig aufgebaut. Der Riechsinn ist der einzige Sinn, der direkt, d.h. ohne Zwischenschaltung im Thalamus in den Cortex gelangt.



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